Reiseblog

Wandern auf Elba

Vom 14.-20. April verbrachte ich eine wunderbare Woche auf Elba. Es war der Imbach-Saison-Beginn auf der Insel. Das Wetter war etwas kühl, das kam uns aber beim Wandern entgegen – zudem waren kaum andere Touristen unterwegs. Die zwar grosse Gruppe von 25 Personen funktionierte sehr gut, was einerseits sicher an deren Zusammensetzung lag, aber vielleicht auch daran, dass es eine so gut erprobte Reise ist und Reiseleiter Romeo Lardi sich bestens auskennt vor Ort.

Reisebericht, verfasst von Imbach-Kundin Gabi Bucher

22. April 2024

Sonntag: Die Anfahrt

Obwohl schon viel unterwegs mit Imbach, hatte ich noch nie eine Reise mit Busanfahrt mitgemacht. Das, dachte ich, wäre dann was fürs Alter. Jetzt ist es da, das Alter und ich unterwegs per Bus nach Elba. Dabei merke ich, dass so eine Busreise etliche Vorteile hat. Man muss sich nicht drei Stunden vor Abreise einfinden, sieht dem Gepäck zu, wie es im Bauch des Buses verschwindet, es gibt keine Sicherheitskontrolle und viel Beinfreiheit auf dem Sitz. Und das Rätseln darüber, wer von all den wartenden Passagieren wohl zur Gruppe gehört, erübrigt sich; alle, die da sind, gehören dazu! Die Gruppengrösse gab mir vorgängig zwar etwas zu denken und schien mir hinsichtlich Namensmerkung ein Ding der Unmöglichkeit. Aber Romeo Lardi, ein alter «Reiseleiter-Hase», weiss, worauf es ankommt und hat Namensschildchen mit dabei. Die Fahrt zieht sich dann doch etwas und durch einen Schaden an der Fähre in Piombino verzögert sich die Überfahrt noch um eine halbe Stunde. Im Hotel Mare Magazzini werden wir schon erwartet und es folgt das effizienteste Check-In, das ich je erlebt habe. Die ganze Hotel-Familie steht bereit und innerhalb 15 Minuten haben alle ihre Zimmer bezogen und befinden sich bereits wieder im Restaurant zum ersten Nachtessen. Das fängt doch gut an!

Montag: Capoliveri für uns allein

Der erste Morgen im Hotel, Andrea, der Chef, empfängt im weissen Jackett, das gibt dem Frühstück eine ungewohnte Wichtigkeit. Ein paar Mutige essen auf der Terrasse, schliesslich kann man nicht jeden Tag direkt am Meer frühstücken. Ein paar Enten schaukeln auf dem Wasser, Salzwasserenten sagt Romeo. Er muss es wissen, er ist nämlich auch ein alter Elba-Hase, das zeigt sich immer wieder während der Woche. Unser Chauffeur Stefan, der am Vorabend den Bus elegant rückwärts ins enge Strässchen zum Hotel eingefädelt hat, fädelt ihn nun auch wieder elegant raus und hält auf unserer Fahrt zum Wanderausgangspunkt noch kurz beim kleinen Supermarkt Margherita. Überfallmässig entern ihn 25 Picknickkäufer*innen und decken sich ein. Spannend, was da so aufs Kassenlaufband kommt, nicht alles ist gleich gesund! Die Angestellten tragen den Überfall mit Fassung, sie werden sich sagen, so, Imbach ist wieder im Land!  In Capoliveri startet und endet unsere Rundwanderung mit wunderschönen Ausblicken aufs Meer mal rechts, mal links. Der Ginster ist allgegenwärtig, die ersten Mohnblumen leuchten, die Affodill-Stauden setzen sich gekonnt in Szene für die Fotograf*innen, der Lavendel ist zuständig für zusätzlich Farbgebung, der Jasmin für das Parfüm und die Schirmpinien heben sich majestätisch ab gegen den blauen Himmel.  Romeo zeigt, erklärt, erzählt, die teilweise breiten Wege erlauben ein Pendeln in der Gruppe, man findet hier Gemeinsamkeiten, erfährt dort Neues, es läuft genauso, wie es zu laufen hat auf Imbach-Wanderferien.

Glacé, Kaffee oder Apéro sind angesagt in Capoliveri nach der Wanderung. In den noch leeren Gässchen rufen sich die Einwohner ein «ciao ragazzi» zu, treffen sich auf eine Zigarette, aus einer Bar hallt Paolo Contes «It’s wonderful», ein alter Mann döst auf einer Bank, eine Katze hat sich auf einem dieser farbigen Stühle eingekugelt. Zum Abschluss des Tages ermöglicht uns Romeo noch den Besuch des Palmenparks, er öffnet Türen, die sonst aussersaisonbedingt noch geschlossen wären.   

Am Abend holen wir das Willkommensapéro nach. Der Chef, nun im schwarzen Jackett, Krawatte und Krawattennadel hat alles im Griff im Hotel, so wie Romeo alles im Griff hat mit seiner Gruppe, obwohl er an diesem wunderbaren Abend auf der Terrasse am Meer etwas Mühe hat, sich Gehör zu verschaffen. Man ist eben dran, sich gegenseitig noch besser kennenzulernen, bei 25 geht das nicht ganz geräuschlos. Es läuft, in jeder Hinsicht.

Dienstag: Gurgulione und Kamelbuckel

Am nächsten Tag sonnt sich zwar Portoferraio in der Bucht gegenüber im Morgenlicht, das Wetter weiss aber noch nicht, was es mit uns anfangen soll. Beim «Indianer-Pfad» ist’s noch verhalten, gibt den Blick auf Rio d’Elba nur teilweise frei, dafür wandern wir durch fette Blumenwiesen und pflügen durch ganze Kräutergärten. Unterwegs müssen wir dann den Verlust einer Schuhsohle in Kauf nehmen, die zweite wird von Romeo gekonnt verarztet und wir wissen nun, dass wir auch in dieser Hinsicht in guten Händen wären. Unten im Dorf erwartet uns ein Miniatur-Markt auf dem Dorfplatz, aber vor allem das Nationalgericht «Gurguglione», ein Eintopf mit Gemüse und Knoblibrot. Wer nach dem Mittagessen noch fit genug ist, hängt die drei «Kamelbuckel» an, ein Auf und Ab über drei Hügel direkt hinunter nach Magazzini. Nach der ersten halben Stunde hat der Wind alle Wolken vertrieben, Romeo die kurzen Hosen hervorgeholt und wir geniessen eine unglaubliche Wanderung mit spektakulärem Rundblick.

Mittwoch: Mit Napoleon

Am dritten Tag wandeln wir dort, wo Napoleon früher täglich geritten ist, d.h. die einen wandeln, die anderen mühen sich kurz aber relativ steil zwei Mal hoch und wieder runter. Aber jeder Anstieg hat eben seine Aussicht, oder jede Aussicht verlangt nach einem Anstieg, lohnend wars allemal. Nach dem Picknick deponieren wir auf Romeos Ratschlag hin unsere Resten in einer Wildschweinfalle. Erfahrene Wildschweine werden daraus folgern, dass die Imbach-Saison begonnen hat und die Bananenschalen und Sandwichresten zu Gunsten eines längeren Lebens liegen lassen. Nach dem Besuch in Napoleons Sommerresidenz geht’s nach Portoferraio, wo wir vom Leuchtturm aus die unglaubliche Aussicht auf die orange-roten Dächer und das dunkelblaue Meer mit der schneeweissen Wolkenbank am Horizont geniessen. Die Fähre ritzt eine ebenso schneeweisse Furche ins Wasser. Kitschig finden Sie? Aber so war es. 

Donnerstag: Und es geht nicht schöner

«Wir gehen nicht auf eine Schneeschuhtour», sagt Romeo am Donnerstag zu ein paar Übervorsichtigen, die angesichts des Windes ein paar Schichten mehr angezogen haben. Kaum fünf Minuten unterwegs auf dem Rundwanderweg zwischen dem Golfo die Lacona und dem Golfo Stella fängt dann tatsächlich bereits das grosse Jackenausziehen an. Es folgt eine Wanderung der Superklasse. Man hatte zwar gedacht, es gehe nicht schöner, tut es aber. Es sei eigentlich die schönste Wanderung bis jetzt, meinen einige. Die Farbe des Meers, die Buchten, die Felsen und Berge in verschiedenen Blau- und Grautönen, die Zistrosen jetzt meterhoch, sodass die Gruppe drin zu schwimmen scheint, der leuchtend gelbe Ginster, und in der Schweiz schneits, meint einer! Vom ausgeschriebenen Angebot, nach dem Essen in der Bucht von Marina di Campo zu baden, macht dann aber niemand Gebrauch, im Gegenteil, Romeo kürzt den Aufenthalt um eine Stunde ab, denn Wolken sind aufgekommen und kaum sitzen wir im Bus, fängt es an zu regnen. Ob Romeo auch da seine Finger drin hatte?

Freitag: Und es geht doch noch schöner

Für diesen letzten Tag gibt Elba nochmal alles. Wir steigen kurz auf zum Monte Arco, schauen uns ringsum an, was wir die ganze Woche über bereits bestiegen und erwandert haben, dann geht’s runter über den nicht mehr ganz schwarzen aber immer noch glitzernden Strand in die Bucht Barbarossa. Das Kellner-Team in der Osteria Moresca muss hier erwähnt werden: Der eher rundliche, ältere schaut zwar grimmig, ist aber nur konzentriert und effizient, das braucht er bei unserer Gruppe. Der junge pfeift, singt und lacht, auch wenn unsere Bestellungen ein paar Fragen aufwerfen. So viel gute Laune erstaunt und macht Freude. Die allerletzte, kurze Wanderung führt nach Porto Azzurro. Die Farben leuchten um die Wette, ganze Felder voller gelber Ringelblumen mit roten Mohntupfen, das Meer nun smaragdblau und türkis, es geht einfach immer noch ein wenig schöner auf Elba. Nur Porto Azzurro will uns nicht wirklich, da wird auf der Piazza gerade ein Film gedreht und viele sich sehr wichtig nehmende Männer in Schwarz, mit Mikros, Headsets und Ohrenstöpseln schieben uns von rechts nach links und wieder zurück, wir passen wohl nicht ganz ins Bild.

Samstag: Heimfahrt und der Temperaturschock

Trotz früher Stunde steht Andrea, der Chef, wieder im weissen Jackett da, das Frühstücksbuffet hat keine Einbusse in Kauf nehmen müssen, wir somit auch nicht, Stefan fädelt aus und bringt uns sicher zurück. Nach dem Gotthard-Tunnel ist alles weiss und es schneit…

Mein Fazit

Tolle Touren, wunderbar ruhig gelegenes Hotel mit Blick auf spektakuläre Sonnenuntergänge über Portoferraio, die ganze Familien-Crew effizient, freundlich, aufmerksam, unaufgeregt. Die Anfahrtswege zu den Wanderungen angenehm kurz, gutes Essen und viel, viel Natur. Kein Wunder, dass diese Destination seit Jahren so gut läuft bei Imbach!

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