Reiseblog

Marokko – eine Studienreise in das Land der Träume

Zwischen Atlas und Atlantik gelegen fasziniert das Land die Besuchenden mit seiner geheimnisvollen Art. Lesen Sie den Bericht zu den Reiseerlebnissen während der Studienreise.

verfasst von Jennifer Raimann, Produkt Manager

02. August 2024

1. Tag

Ein bisschen aufgeregt sitze ich im am Café am Gate. Ich erledige noch die letzten Geschäftsmails und schaue mich um. Könnten diese beiden mit den Trekking Schuhen Teilnehmende von meiner Marokko Gruppe sein? Oder die Dame mit dem roten Wanderrucksack? Ich schlendere zum Gate. Es warten bereits viele Passagiere für den Flug nach Marrakesch. Es ist schwierig zu erkennen, wer zur Gruppe gehören könnte. Ich setze mich hin und aus dem Augenwinkel entdecke ich Louis, unseren Reiseleiter. Zumindest ihn kenne ich schon. Er läuft durch die Sitzreihen am Gate und hält das Imbach Schild hoch. Schon ist er in ein Gespräch mit zwei Teilnehmerinnen verwickelt. So einfach geht das also. Ich geselle mich dazu und begrüsse alle. Es schien, als würde er die beiden schon kennen. So unkompliziert ist der Umgang. Bald sind wir von einer kleinen Gruppe umringt und plaudern ganz ungezwungen. Ich habe ein gutes Gefühl!

Dann geht’s los mit dem Boarding und wir nehmen unsere Plätze im Flugzeug ein. Hinter mir höre ich eine freudige Stimme sagen „Cool, wir gehen in die Ferien!“ und ja, tatsächlich, es ist wie Ferien und ich freue mich. Mit der Sonne im Rücken heben wir Richtung Marrakesch ab. 

Nach Ankunft heisst es erst Mal anstehen bei der Passkontrolle. Man möchte wissen, was ich beruflich mache, wo ich übernachten werde und aus welchem Grund ich hier bin. Nachdem wir alle gut durchgekommen sind, geht’s weiter zur Gepäckausgabe. Alle bekommen ihren Koffer, ausser Louis, leider! Der Koffer der Reiseleitung steht noch in Zürich, wie er auf Nachfrage herausfindet. Zum Glück wird er am nächsten Tag nachgeliefert, wie wir später herausfinden. Er weist uns an, hier am Flughafen Geld zu beziehen oder zu wechseln. Es gibt verschiedenste Schalter. Man kann über die Karte (auch Debitkarte) Geld beziehen, direkt in marokkanischen Dirham (MAD) oder auch mitgebrachtes Bargeld wechseln. Von der Reiseleitung ist empfohlen, maximal ca. 200 Franken - umgerechnet ca. MAD 2000. Man braucht nicht viel und alles ist sehr günstig. Ausser man möchte noch viele, viele Souvenirs kaufen.

Draussen erwartet uns bereits unser Fahrer, Hicham. Louis kennt ihn bereits von der letzten Reise und die beiden Männer fallen sich um den Hals. Wie Louis auch den Teilnehmenden erklärt, ist es eine Glücksache mit dem Chauffeur. Wir haben ihn zwar angefordert, aber es ist Marokko – man weiss nie. Diese Erklärung werden wir diese Woche noch öfters hören: Das ist Marokko.

Wir fahren in die Innenstadt und es herrscht schönstes Wetter. Die Sonne strahlt und es sind ca. 20 Grad. Nachdem wir aus dem Kleinbus schon mal einen kleinen Einblick in die lebendige Stadt erhascht haben, sind wir in Kürze auch schon mittendrin und erleben sie hautnah. Durch die verwinkelten Gassen der Medina folgen wir Louis und den Kofferträgern mit ihren Karren, fest entschlossen diese im Gewühl der Menschen, Stände und Läden nicht zu verlieren.

Im ersten Hotel, dem Riad Dar Justo, werden wir herzlich empfangen und zu einem Welcome Drink, unseren ersten, aber sicher nicht letzten «Whisky Marocain» auf der Terrasse eingeladen. Unter grossem «Aaah» und «Ooh» schenkt unser Kellner den Tee immer höher und höher ein. Der Trick besteht darin, den Tee aus einer hohen Distanz einzufüllen, so dass dieser viel Luftzufuhr erhält und einen schönen Schaum bildet.

Später gehen wir auf Entdeckungstour durch den Souk bis zum Platz Djeema el Fna. Ein Gauklerplatz im wahrsten Sinne des Wortes: Schlangenbeschwörer, Affen-Dompteure, Henna-Zeichnerinnen und viele, viele Saftstände und (sehr) aufmerksame Verkäufer. Ein kunterbuntes Treiben und es ist erst Nachmittag! Am Abend kommen noch viele weitere Stände und VerkäuferInnen hinzu. Tausend und eine Nacht – so wie man es sich vorstellt, nur noch viel lauter und verrückter. Hier ist man am Leben!

Wir beobachten das Gewusel von der Dachterrasse eines Restaurants und geniessen einen wunderschönen Sonnenuntergang und ein leckeres Couscous. Der erste Tag und wir gehen schon jetzt mit vielen lebendigen Eindrücken ins Bett.

2. Tag

Dieser Tag gehört ganz Marrakesch – oder ganz Marrakesch gehört uns. So fühlt es sich auf jeden Fall an. Wir sind viel unterwegs. Mit viel Schalk und perfektem Deutsch führt uns Jamal, der lokale Reiseleiter, durch die Stadt. (Übrigens hat unser eigentlicher Stadtführer am Abend zuvor abgesagt wegen Krankheit und aber Jamal als Ersatz organisiert. Während unserer Tour begegnen wir jedoch dem ursprünglichen Guide mit einer anderen Gruppe – Das ist halt Marokko 😉. Zum Glück lässt sich unser Reiseleiter durch nichts aus der Ruhe bringen.)

Wir besichtigen die Koutoubia, die Saadiergräber, Bab Agnou und den Bahia Palast. Zum Mittagessen geniessen wir eine leckere Pastila – einen süssen Hauptgang (– Ja, richtig, ein süsser Hauptgang – wo gibt es das?)  mit Hühnerfleisch in einem Knusperteig mit Honig, Zucker, Zimt und Mandeln. Louis hat bereits angetönt, dass es eigentlich auch eine Kulinarik-Reise sei und er hat nicht zu viel versprochen!

Nach dem Mittagessen geht es weiter zur ehemaligen Koranschule und wir schlagen uns durch das Getümmel im Souk. Dank unseres lokalen Guides können wir uns die Stände in Ruhe ansehen, ohne feilschen zu müssen, und erfahren wertvolle Details. Am Schluss führt uns Jamal sicher zurück aus dem Labyrinth der vielen Marktstände. Wir geniessen einen feinen Kaffee «Nous nous», was so viel wie halbe-halbe bedeutet, also halb Milch und halb Espresso. Am Abend werden wir dann im Hotelrestaurant verwöhnt. Das Restaurant, wo auch das Frühstück stattfindet, ist natürlich typisch orientalisch eingerichtet und strahlt eine schöne Wärme aus. Wir werden bestens verköstigt und sicher von 3 Kellnern gleichzeitig bedient. Nach diesem erlebnisreichen Tag falle ich ins Bett und schlafe schon, bevor mein Kopf das Kissen berührt.

3. Tag

Früh am nächsten Morgen heisst es dann auch schon wieder «tagwach!». Mit Ausschlafen ist nichts, aber wir wollen ja auch etwas erleben. Es folgt ein Tag, der so viel zu bieten hat, dass man eine ganze Woche damit füllen könnte. Mit unserem modernen Minibus fährt uns Hicham zu unserem ersten Stopp – dem Paradis du Safran, ca. 1 Stunde von Marrakesch entfernt. Wir kommen an und staunen erstmal. Alles Grün, alles ruhig, nur die Natur, das Zwitschern der Vögel, der Ruf des Esels hört man ab und zu. Eine absolute Oase und wir alle atmen tief durch. Nach dem hektischen Marrakesch, das so viele Sinneseindrücke bot, fühlt sich hier die Ruhe wirklich wie ein Paradies für uns naturverbundene Menschen an.

Wir werden von Christine, der ausgewanderten Schweizerin, begrüsst. Sie erzählt uns ihre Lebensgeschichte und wie es sie nach Marokko verschlagen hat. Wir wollen hier nicht vorgreifen, aber so viel sei gesagt: Leicht war es sicher nicht. Aber dafür umso beeindruckender, was Christine auf ihrem Weg alles geschaffen hat. Und auch die Personen, die bereits auf der Safranplantage zu Gast waren, lassen sich sehen. Nach diesem interessanten Einstieg überlässt uns Christine ihrem wundervollen und grosszügigen Garten. Es gibt sogar einen Barfusspfad, zahlreiche Pfaue streifen umher und wir dürfen alle Früchte kosten, die wir an den Bäumen finden. Ein Biss in eine süsse Zitrone zeigt: Auch hier werden die Geschmackssinne wieder verwöhnt!

Nach einem Tee und frischgebackenem Brot, Oliven und den besten Erdnüssen, die ich wohl jemals essen durfte, verabschieden wir uns schweren Herzens. Aber nicht, ohne zuerst noch etwas Safran für zuhause zu kaufen. Am liebsten würden wir alle noch etwas bleiben und die Seele baumeln lassen. Aber wir haben ja noch eine Wanderung vor uns und noch vieles mehr! Es geht also weiter Richtung Ourika-Tal. Louis erklärt uns währenddessen, dass das Ourika-Tal ein Naherholungsgebiet der Einheimischen ist. Viele kämen am Wochenende, an den freien Tagen aus der Stadt hierher. Dann sei man den ganzen Tag hier, stellt die Stühle in den kühlen Fluss, geniesst die Erfrischung und das mitgebrachte Essen.

Wir werden am Startpunkt unserer Wanderung abgeladen. Hicham holt uns hier später wieder ab. Unser einheimischer Wanderleiter wartet bereits auf uns. So, noch die Wanderschuhe festzurren und los kann es gehen. Wir laufen einwärts ins Tal, zuerst alles gerade aus. Wir passieren einen älteren Herrn mit Esel, ein Mann mit zwei Schafen und einen Jungen, der auf einem Töffli an uns vorbeifährt. Auf unserem Weg liegt ein Berber-Dorf. Hier sind wir bei einer einheimischen Familie zum Tee eingeladen. Unser lokaler Wanderleiter übersetzt für uns, denn die Familie spricht nur berberisch. Wir ziehen die Schuhe ab, wie es sich gehört und gehen durch die Eingangstüre, immer mit dem rechten Fuss zuerst innen auftreten. Die Einfachheit der Behausungen, dieser Lehmhäuser, ist uns schon aufgefallen, als wir das Berber-Dorf von weitem gesehen haben. Es scheint, als hätten wir die Zivilisation hinter uns gelassen und doch: Es gibt eine prächtige Moschee im Dorf. Auch von innen ist das Lehmhaus einfach gehalten. Wir werden ins Wohnzimmer eingeladen, wo uns der Herr des Hauses einen typischen Tee mit Zucker zubereitet (oder vielleicht eher Zucker mit ein bisschen Tee 😉). Zudem werden wir wieder mit leckerem Fladenbrot, Aufstrich, Butter und Oliven verwöhnt. 

Frisch gestärkt fahren wir mit der Wanderung fort. Es geht weiter taleinwärts. Auf dem Weg entdecken wir weit entfernt noch ein weiteres Berberdorf und können uns fast nicht vorstellen, dass da wirklich noch jemand wohnt – so abseits von allem! Danach macht die Wanderung irgendwann kehrt, wir erklimmen eine kleine Steigung, danach geht es auch schon abwärts und zurück Richtung Bus. Auf dem Weg sehen wir doch tatsächlich noch Berberaffen. Einer davon kann ich mit der Kamera einfangen. 
   
Hicham steht natürlich bereits mit dem Bus parat. Wir steigen ein und fahren los zum letzten Programmpunkt des Tages: Das Abendessen bei einer einheimischen Familie in einem Vorort von Marrakesch. Im Bus verkündet Louis bereits: «Ihr lernt jetzt den wahren Grund kennen, wieso ich diese Reise so gerne mache – ich habe hier eine Freundin». Wir schmunzeln, sind uns aber noch nicht so sicher, was uns erwartet. Wir halten in der Nähe des Hauses und werden vom Sohn der Familie abgeholt. Samad möchte Englisch lernen, studiert dies auch an der Uni und natürlich erfüllen wir den Wunsch gerne und sprechen mit ihm in Englisch, statt Französisch. 
Dann geht die Tür auf und ein kleines, dunkelhaariges Mädchen flitzt heraus und umarmt stürmisch Louis, unseren Reiseleiter. Aber nicht nur ihn – nachdem sie die wichtigste Person begrüsst hat, bekommen auch wir andern von Amal eine herzliche Umarmung und natürlich sind auch wir sofort hin und weg. Auch ihre Eltern sind unglaublich freundlich, bitten uns herein und in ihre Stube. Wir werden aufs Feinste verköstigt mit einem leckeren marokkanischen Salat zur Vorspeise, Tajine zur Hauptspeise und zum Abschluss mit Gebäck und natürlich Tee. 
Ein Tag voller Eindrücke und Erlebnisse, die wir so schnell nicht vergessen werden. 

4. Tag

Heute fahren wir früh los – denn heute geht es über den Pass Tizi n’Test (2092 m ü.M.). Nach einigen Kilometern machen wir einen Zwischenstopp und unternehmen eine kurze Wanderung dem Weg entlang, um uns etwas die Beine zu vertreten. Und was finden wir da: Eine kleine Schildkröte – woher kommt die bloss? Nach kurzem Beobachten lassen wir sie wieder ihren Weg gehen. Auch wir steigen wieder in unseren Bus und weiter geht’s. Immer weiter auf schmalen Strassen, neben uns geht es steil bergab. Nichts für schwache Nerven, aber wir haben volles Vertrauen in Hicham, der uns sicher über die Passstrasse führt. In den Bergdörfern sind die die verheerenden Auswirkungen des Erdbebens vom September 2023 gut sichtbar. Wir sehen auch viele provisorische Zeltdörfer aufgestellt, die Häuser liegen in Schutt und Asche. Trotz dem, dass das Erdbeben schon über ein halbes Jahr her ist, scheint noch nicht viel Aufräumarbeit passiert zu sein. Man fragt sich, ob der Bevölkerung genug geholfen wird. Louis gibt uns darüber Auskunft: Es wurden diverse Beträge für Geschädigte vom König ausgesprochen. Allerdings scheinen diese nicht besonders hoch – vor allem, wenn eine Familie viele Kinder zu ernähren hat. 

Es macht uns dankbar und demütig, weil uns einmal mehr bewusst wird, wie privilegiert wir leben. Wir halten an einem der Orte an und trinken den wahrscheinlich besten Kaffee der Welt von einem Verkäufer, der die Kaffeemaschine im Kofferraum installiert hat, inklusive Sonnenschirm am Auto - fertig ist der Kaffeestand. Abfallkübel finden wir leider keine – so schleppen wir die Becherli, in gewohnter Schweizer Manier, mit uns mit. Oben auf dem Pass angekommen, geniessen wir bei Sonnenschein ein leckeres Mittagessen im Restaurant La Belle Vue (der Name ist Programm), welches wieder geöffnet hat. Wir sind die einzigen Gäste und glauben es kaum, dass nach nicht langer Wartezeit ein wunderbar duftendes Mittagessen vor uns steht – so verlassen wie es hier wirkt. Wir lassen den wunderbaren Ausblick auf uns wirken, während ein paar Geissli über die Strasse hopsen und bald wieder in den felsigen Hängen verschwunden sind.

Auch talwärts fährt uns unser Chauffeur sicher herunter – zum Glück gibt es nicht zu viel Gegenverkehr. Viel Platz zum Ausweichen gibt es nicht. Unten angekommen geht es nicht mehr lange und wir erreichen am Nachmittag das Städtchen Taroudant. Hier machen wir unseren letzten Stopp und jeder darf selbst entscheiden, ob man einen Kaffee trinken gehen oder lieber noch den Souk erkunden möchte. Gemeinsam mit Louis sehen wir uns diesen noch etwas ursprünglicheren und authentischeren Markt (gegenüber dem in Marrakesch) an. Hier kauft man wirklich fürs tägliche Leben ein. Nach einem wunderbar frischen Orangensaft legen wir noch die letzten Meter bis zu unserer Unterkunft, dem Riad Dar Zitoune zurück.

In dem durch und durch orientalisch eingerichteten Gebäude mit samt Duftkerzen, bunten Mosaik-Lampen und Teppichen werden wir mit einem marokkanischen Whiskey herzlich willkommen geheissen. Durch die wunderschöne Hotelanlage mit drei Pools und wunderbarem Garten führt unser Weg ins «Berber-Village» zu unseren wunderbaren, grosszügigen «Zelt-Zimmer» rund um einen separaten Pool angelegt.

5. Tag

Heute wird der Tag gemütlich. Wir können schon fast ausschlafen und treffen uns gemütlich gegen 08:30 Uhr oder war es sogar 09 Uhr? Auf dem Plan steht die Quelloase Tioute, welche von einer prächtigen Kasbah dominiert wird. Im Dorf treffen wir auf Hassoun, unseren Guide. Er überrascht uns vollkommen mit seinem guten Deutsch, dass er sich ganz alleine und durch die Begleitung vieler deutschsprachiger Reisegruppen angeeignet hat. «Madame, folgen Sie mir», Hassoun führt uns durch die die Oase und wir staunen, über die grünen Felder und Palmen. Hassoun, ein zierlicher, kleiner, älterer Herr, der aber noch topfit ist und uns fast davonrennt, kann fast jede Frage beantworten. Zwischen den Palmenblättern erhaschen wir immer wieder einen Blick auf die schöne Kasbah. Es gibt weite Alleen und man kann sich gut vorstellen, wie hier früher durch die Alleen dieser wasserreichen Gegend geschlendert wurde.

Wir steigen zur Kasbah auf und geniessen den Rundumblick. Zum Schluss werden wir noch in einem nahegelegenen Restaurant verköstigt. Ich entscheide mich dafür auf dem Teppich am Boden mit den weichen Kissen Platz zu nehmen. Schuhe ausgezogen und gemütlich gemacht – so lässt es sich leben. Unter den Bäumen, im Schatten und beim Gezwitscher der Vögel kommen wir in den Genuss von einem weiteren leckeren Tee und Fladenbrot mit Amlou (-eine süsse Creme aus Mandeln, Arganöl und Honig- das marokkanische Nutella, nur viel besser), Butter und Honig. Danach geht es zurück zum Hotel und wir haben Zeit, um die schöne Hotelanlage und vor allem die Pools zu nutzen! Und dann auf dem Rückweg sehen wir sie endlich! Die Ziegen, die auf den Arganbäumen herumturnen. Einfach beeindruckend wie sie problemlos von Ast zu Ast hüpfen und nie das Gleichgewicht verlieren.

6. Tag

Wir machen uns heute auf den Weg Richtung Essaouira. Zuerst fahren wir Richtung Agadir und machen dort Halt bei der Kasbah. Von dort aus geniessen wir einen schönen Panoramablick auf Agadir und die Küste. Knapp eine Stunde später halten wir an einem wunderbaren Sandstrand. Hier können wir uns die Füsse vertreten und einen leckeren Kaffee bestellen. Natürlich können die meisten von uns nicht widerstehen und ziehen die Schuhe ab und waten dem Sandstrand entlang im Wasser. Jeder für sich und doch gemeinsam lauschen wir den Wellen. Schnell die Füsse gewaschen und noch kurz zur Toilette, schon sind wir wieder auf Achse. Aber kaum eine Stunde später halten wir ja auch bereits wieder in Tamri. Hier kaufen wir leckere Bananen. Louis, wie immer top vorbereitet und spannende Geschichten parat, erklärt uns während der Fahrt, welche Bananensorten hier wachsen und wie gefährdet Bananen, die beliebteste Frucht der Welt, eigentlich sind. Jede Banane ist ein Klon, also genetisch identisch und deshalb sind alle Bananen der Welt extrem gefährdet durch eine höchst aggressive Variante der Pilzerkrankung Panama Disease. Wirklich faszinierend wie schnell die Busfahrten vergehen, wenn der Reiseleiter immer solche spannenden Details zu Land und Kultur zu erzählen hat. Beim nächsten Halt gilt es dann wieder ernst: Wir unternehmen die Wanderung auf den Djebel Amsitten. Wir treffen Omar – bei ihm sind wir später noch zum Tee eingeladen. Er begleitet uns auf der Wanderung, spricht aber kein Französisch.

Es ist steinig und geht anfangs eher steil hoch, zudem haben wir schon über 25 Grad – es ist nicht zu unterschätzen. Wanderstöcke sind hilfreich und wenn wir mal etwas Schatten unter einem Baum finden, machen wir eine kurze Trinkpause. Wir werden aber belohnt mit einer wunderbaren Aussicht auf die Arganienwälder und die Ausläufer des Hohen Atlas. Oben angekommen würde es noch ein letztes kleines Stück hochgehen, ca. 20-30 Minuten jeweils für den Auf- und Abstieg. Zu viert wollen wir uns das natürlich nicht nehmen lassen und kraxeln auch noch dieses Stück hoch, während Louis mit dem Rest der  Gruppe eine Verschnaufpause macht. Wir müssen uns beeilen, denn wir müssen pünktlich weiter, damit das Tagesprogramm aufgeht. Aber es lohnt sich. Der Ausblick von ganz oben ist fantastisch und dann gibt es da noch ein kleines Gebäude. Man sieht, dass im Innern gekocht wird und draussen steht ein Esel, ein kleines Mädchen spielt neben zu. Es sind vermutlich Einheimische, die auch einen Ausflug machen. Es sind solche Begegnungen und Momente, die uns staunen lassen, wie unterschiedlich und doch ähnlich unsere Lebensweisen sind.

Nach einem Selfie sprinten wir wieder runter zum Rest der Gruppe. Gerade rechtzeitig, um die Überraschung von Louis mitzubekommen: Er verteilt kleine Schnaps-Gläschen und wir stossen an – auf diese fantastische «Wunder-Wanderreise» wie es am Ende der Woche eine Teilnehmerin liebevoll nennt.

Danach geht es ein Stück einer Schotterstrasse entlang wieder runter bevor wir uns dann wieder auf einem kleinen, steinigen Pfad befinden. Wir kommen an einer Dame mit einem Dromedar vorbei und müssen natürlich Fotos machen.

Danach sind wir zu Hause bei Omar eingeladen und erfrischen uns mit einem feinen Tee und dem wunderbaren Gebäck. Hicham hilft beim Einschenken und da er berberisch spricht, kann er für uns auch übersetzen, wenn wir Fragen an Omar haben. Auch hier sind die Räume sehr einfach eingerichtet. Es gibt Teppiche und Kissen am Boden, 1-2 tiefe Tischchen, meist auch ein Fernseher und natürlich das Bild des Königs oder der Königfamilie darf nicht fehlen. Das findet man überall. Was man nicht findet, sind Fenster. Die würden nur die Wärme hineinlassen. Wir verabschieden uns von Omar und machen uns auf den Weg zu unserem letzten Stopp von heute: Die «Cooperative des femmes Argane». Eine Kooperative für Frauen, bei der sie Arganprodukte herstellen. Leider sind wir aber etwas spät dran und die Damen sind bereits in den Feierabend gegangen. Allerdings erklärt uns eine junge Mitarbeiterin, wie die Damen die Arganfrüchte verarbeiten und wir können die Räume besichtigen. Am Schluss haben wir noch Zeit im hauseigenen Laden einzukaufen, was viele von uns auch wahrnehmen. Nun sind wir aber endgültig auf dem Weg zum nächsten Hotel. In Essaouira angekommen, haben wir wieder zwei Kofferträger, die mit Karren unsere Koffer durch die autofreie Medina bis zum Riad Mimouna navigieren. Wir staunen ab dem wunderschönen Gebäudeinnern, dass tatsächlich wie 1001 Nacht wirkt. Wir beziehen unsere Zimmer und treffen uns später noch im Restaurant, um noch was Kleines zu essen. Heute ist guter Schlaf auch wieder gewiss! 

7. Tag

Heute erkunden wir die wunderschöne Hafenstadt Essaouira. Essaouira hat eine «Hippie»-Atmosphäre. Es ist charmant und gemütlich, überall gibt es schöne Cafés und viele Geschäfte. Man findet T-Shirts mit Bob Marley Aufdruck an fast jeder Ecke. Eine direkte Verbindung gibt es nicht, aber die Stadt wird stark mit Reggae Musik assoziiert und ist als kultureller Schmelztiegel bekannt.
Wir haben auch hier wieder einen lokalen Guide, der uns an diesem Morgen durch die Stadt führt. Zm Glück, denn die Medina ist ein Labyrinth aus engen Gassen, bunten Märkten und traditionellen marokkanischen Häusern. Die weissen Gebäude mit den blauen Türen und Fenstern sind ein Blickfang. Ein besonderes Highlight sind die mächtigen Stadtmauern und Bastionen, die einen atemberaubenden Blick auf den Atlantischen Ozean bieten. Am Hafen endet dann unsere Tour. Nun haben wir etwas Zeit, um die Stadt noch auf eigene Faust zu erkunden und allenfalls noch Souvenirs zu besorgen. Natürlich kann man auch den Sandstrand ausserhalb der Medina geniessen.
Ich entscheide mich dafür, zuerst den Strand zu erkunden und dort in einem Restaurant etwas Kleines zu essen. Gestärkt wühle ich mich durch die Marktstände und Geschäfte in der Medina und finde doch tatsächlich noch einige Souvenirs. 

Am späteren Nachmittag werden wir von Hicham abgeholt. Ein weiterer Höhepunkt für mich: Der Kamelritt. Etwas ausserhalb von Essaouira treffen wir auf Rachid und siehe da, mehrere Dutzend Kamele stehen da im Schatten. Die Karawane ist bereit und wir auch. Rachid wählt für jedes Kamel den passenden Reiter bzw. Reiterin aus. Und so wiegen wir durch die Landschaft, hoch oben und mit gefühltem Seegang gehen wir dem Sonnenuntergang entgegen. Unsere Tour endet bei Rachid zu Hause. Hier sind wir nochmals zum Abendessen eingeladen. Vermutlich unsere letzte Tajine – wir lassen es uns nochmals richtig schmecken und uns auch hier wieder von der marokkanischen Gastfreundschaft verwöhnen!

8. Tag

Der letzte Tag zieht so schnell an uns vorbei, wie es nur der Tag vor dem Ferienende kann. Wir machen uns heute auf zur letzten Wanderung in der Nähe von Sidi Kaouki. Sidi Kaouki ist ein kleiner Küstenort, etwa 25 Kilometer südlich von Essaouira gelegen. Der Ort ist bekannt für seine entspannte Atmosphäre und seine wunderschönen Strände, die besonders bei Surfern, Windsurfern und Kitesurfern beliebt sind.

Das Dorf ist einfach und authentisch, mit einigen kleinen Hotels, Pensionen und Restaurants, die lokale und internationale Küche anbieten. Die Umgebung ist geprägt von einer malerischen Landschaft mit Sanddünen, Felsen und Bäumen. In dieser schönen Landschaft unternehmen wir die letzte Wanderung. Wir durchqueren die Bäume bis zur Küste, laufen den Dünen entlang, um dann am Schluss das letzte Stück am langen Sandstrand zurück nach Sidi Kaouki zu gehen. Dieses letzte Stück überlässt Louis bewusst jedem Teilnehmenden für sich – es sei dafür geschaffen im eigenen Tempo zu marschieren und nochmals die Woche Revue passieren zu lassen. Und so laufe ich los, und unsere Gruppe zerstreut sich. Wir trotzdem dem starken Gegenwind, der gerade bläst und hängen alle unseren Gedanken nach – jeder für sich und in seinem Tempo. Unglaublich weit kommt uns die Welt vor. Ich beobachte die Strandläufer und werfe einen Blick über die Schulter. Wunderschön, dieses Spiel von Wolken mit schier endlosem Sandstrand, den vom Wind aufgeschäumten Wellen und durch die Sonne kaum erkennbaren Schatten der verstreuten Menschen hinter mir. Ein würdiger und vor allem auch mental schöner Abschluss dieser Wunder-Wanderreise.

Im Anschluss an unsere letzte Wanderung geniessen wir noch ein leckeres Mittagessen in Sidi Kaouki bevor es zurück nach Essaouira geht. Hier haben wir nochmals etwas Freizeit. Wir beschliessen, dass wir alle gemeinsam zu Abend essen und Louis verspricht, uns ein Restaurant zu reservieren. So verbringen wir also auch den letzten Abend nochmals damit den lokalen Spezialitäten wie Tajine, Couscous oder Pastila zu frönen. Die ganz Hartgesottenen können auch zu einem Schlummi in einer wirklich modernen und schönen Bar nicht Nein sagen.

9. Tag

Heute heisst es also Abschied sagen. Die Koffer sind gepackt, Hicham ist bereit. Wir fahren 3.5-4 Stunden an den Flughafen. Wir unterbrechen die Fahrt nur für eine kleine Pause, wo wir uns an einem Aussichtspunkt vom Meer verabschieden. Am kleinen Flughafen angekommen, verabschieden wir uns von Hicham, der uns so sicher und gut überall hingebracht und abgeholt hat, stets pünktlich, freundlich und gutgelaunt. Nun fliegen wir zurück und es bleibt nur zu sagen:

I LOVE MOROCO

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