Nachhaltigkeit

10 Fachbegriffe kurz und verständlich erklärt

Als ich begann, mich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Tourismus auseinanderzusetzen, bin ich immer wieder auf Begriffe und vor allem Abkürzungen gestossen, die mir auf Anhieb nichts oder zu wenig sagten. Oder es waren Wörter, die man zwar immer wieder hört, aber ihre genaue Bedeutung eigentlich gar nicht so genau kennt. So liste ich heute mal 10 Fachbegriffe mit der verständlichen Bedeutung dazu auf.

Verfasst von Sandra Zimmermann, Product Manager &
Nachhaltigkeitsverantwortliche bei Imbach Reisen

08. Januar 2025

CO2-FUSSABDRUCK / CO2-BILANZ
Der CO2-Fussabdruck hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen als Mittel, die Klimaauswirkungen von Aktivitäten wie Bereitstellung oder Konsum von Produkten und Dienstleistungen für einzelne Personen oder für Organisationen und Staaten zu ermitteln. Auf dieser Basis können gezieltere Klimaschutz-Massnahmen ergriffen werden, um angestrebte Klimaziele zu erreichen.

Hier kann der persönliche CO2-Fussabdruck ermittelt werden: 

  • WWF
  • myclimate 

Übrigens, der ökologische Fussabdruck der Schweiz: Mehr als zwei Erden wären erforderlich, wenn alle wie die Schweizer Bevölkerung leben würden! Das Ungleichgewicht zwischen dem ökologischen Pro-Kopf-Fussabdruck der Schweiz und der weltweiten Biokapazität besteht schon seit Jahrzehnten. Dieser Konsum ist nur dank des Imports von natürlichen Ressourcen und der Übernutzung der globalen Güter (wie Atmosphäre) möglich. Da die Schweiz jedoch 2,5-mal mehr Umweltleistungen und -ressourcen konsumiert als global verfügbar sind pro Person (1,5 globale Hektaren, gha), ist ihr Konsum nicht nachhaltig. Wir leben somit auf Kosten künftiger Generationen und anderer Erdteile.

BVCM – Beyond Value Chain Mitigation
Beyond Value Chain Mitigation (BVCM – Klimaschutz ausserhalb der eigenen Wertschöpfungskette) ist ein zentrales Konzept im Kampf gegen die Klimakrise. Es umfasst Massnahmen, die Unternehmen ergreifen, um Klimaauswirkungen ausserhalb ihrer eigenen Wertschöpfungskette zu mindern, insbesondere Klimaschutzprojekte. BVCM ergänzt die Reduktion eigener Emissionen und ist ein entscheidender Hebel, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen. 

Die Welt steht kurz davor, die kritische Schwelle von 1,5°C Erderwärmung zu überschreiten. Die Science-Based Targets initiative (SBTi) hat dazu bereits im Jahr 2021 ein Konzept vorgeschlagen, das aufzeigt, wie auch Klimaschutz-Massnahmen ausserhalb der eigenen Wertschöpfungskette angegangen werden können, zum Beispiel in dem man externe Klimaschutzprojekte unterstützt. Diese ergänzen die wissenschaftlich basierten Ziele zum Erreichen von Netto-Null-Emissionen und die dafür notwendigen Reduktionspläne für Emissionen im Unternehmen und in der eigenen Lieferkette.

SCOPE 1, 2, 3
Der Begriff der Scope 1, Scope 2 und Scope 3 Emissionen entstammt dem Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol), einem wichtigen, international anerkannten Standard zur Berechnung von Treibhausgasemissionen. Scope 1-3 bezieht sich auf unterschiedliche Treibhausgasemissionen im Carbon Footprint, die durch die Aktivitäten von Unternehmen direkt und in der Wertschöpfungskette entstehen.
Scope 1: Direkte Treibhausgas-Emissionen des Unternehmens. 
Scope 2: Indirekte Emissionen des Unternehmens, die aus dem Einkauf von Energie stammen. 
Scope 3: Indirekte Emissionen aus vor- und nachgelagerter Wertschöpfungskette.

CO2e
CO2-Äquivalente (CO2e) sind eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase.
Neben dem wichtigsten von Menschen verursachten Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) gibt es weitere Treibhausgase wie beispielsweise Methan (CH4) oder Lachgas (N2O). Die verschiedenen Gase tragen nicht in gleichem Masse zum Treibhauseffekt bei und verbleiben über unterschiedlich lange Zeiträume in der Atmosphäre. 

Um die Wirkung verschiedener Treibhausgase vergleichbar zu machen, hat das Expertengremium der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) das so genannte «Globale Erwärmungspotenzial» (Global Warming Potential) definiert. Dieser Index drückt die Erwärmungswirkung einer bestimmten Menge eines Treibhausgases über einen festgelegten Zeitraum (meist 100 Jahre) im Vergleich zu derjenigen von COaus. So hat z.B. Methan eine 28x grössere Klimawirkung als CO2, bleibt aber weniger lange in der Atmosphäre. Die Klimawirkung von Lachgas übersteigt die von COsogar um beinahe das 300fache. Beide dieser Treibhausgase finden ihre anthropogene Quelle in der Landwirtschaft durch den Einsatz von Stickstoffdünger und die Viehhaltung. Treibhausgasemissionen können so in CO2-Äquivalente umgerechnet und zusammengefasst werden. 

CSR
Die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen (Corporate Social Responsibility, CSR) bezieht sich auf die Auswirkungen der unternehmerischen Tätigkeit auf Gesellschaft und Umwelt. Der Bund versteht CSR als Beitrag der Unternehmen zur nachhaltigen Entwicklung. CSR umfasst ein breites Spektrum von Themen, die bei der Unternehmensführung zu beachten sind. Dazu gehören u.a. die Arbeitsbedingungen (inkl. Gesundheitsschutz), Menschenrechte, Umwelt, Korruptionsprävention, fairer Wettbewerb, Verbraucherinteressen, Steuern und Transparenz. Die Umsetzung der CSR erfordert die Berücksichtigung der Interessen der Anspruchsgruppen (z.B. Aktionäre, Arbeitnehmende, Konsumierende, lokale Gemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen).

KONA
Das Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit (KONA) fördert als nationale Anlauf- und Vermittlungsstelle aktiv und auf zentraler Ebene die nachhaltige Entwicklung des Schweizer Tourismus. Seit 2022 wird das KONA unter dem Dach des STV aufgebaut, der zusammen mit seinen Kernmitgliedern die Vision verfolgt, ein nachhaltiges Tourismusland Schweiz zu gestalten. Mit dem KONA sollen die Kräfte entlang der gesamten touristischen Wertschöpfungskette gebündelt werden, damit alle touristischen Akteur:innen aktiv und vereint zur Umsetzung der Tourismusstrategie des Bundes sowie zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) der globalen Agenda 2030 beitragen.

LEBENSZYKLUSANALYSE & GRAUE ENERGIE
Eine Lebenszyklusanalyse (auch bekannt als Umweltbilanz, Ökobilanz oder englisch «life cycle assessment» bzw. LCA) ist eine systematische Analyse der potenziellen Umweltwirkungen und der Energiebilanz von Produkten während des gesamten Lebensweges. Vor jeder Analyse werden die Systemgrenzen (z. B.: «from cradle to grave»‚ «cradle to gate») festgelegt, denn je nach Produkt und Ziel der Analyse sind unterschiedliche Grenzen sinnvoll.

Zur Lebenszyklusanalyse gehören sämtliche Umweltwirkungen während der Produktion, der Nutzungsphase und der Entsorgung des Produktes sowie die damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse (z. B. Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe). Zu den Umweltwirkungen werden sämtliche umweltrelevanten Entnahmen aus der Umwelt (z. B. Erze, Rohöl) sowie die Emissionen in die Umwelt (z. B. Abfälle, Kohlendioxidemissionen) gezählt. Der Begriff der Bilanz wird bei der Ökobilanz im Sinne von einer Gegenüberstellung verwendet.

Die graue Energie eines Produkts bezeichnet die Energie, die für dessen Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung insgesamt aufgewendet wurde, also in ihm «enthalten» ist. Berücksichtigt werden dabei sowohl alle Vorprodukte bis zur Rohstoffgewinnung, als auch der gesamte Energieeinsatz aller angewandten Produktionsprozesse. Wenn zur Herstellung Maschinen oder Infrastruktur-Einrichtungen notwendig sind, wird üblicherweise auch der anteilige Energiebedarf für deren Herstellung und Instandhaltung in die «graue Energie» des Endprodukts mit einbezogen. Das «Produkt» kann auch eine Dienstleistung sein. Graue Energie ist somit der indirekte Energiebedarf durch Kauf eines Konsumguts im Gegensatz zum direkten Energiebedarf bei dessen Benutzung. 

LOHAS
Das Akronym LOHAS (nach engl. «Lifestyles of Health and Sustainability») steht für einen besonders gesundheitsbewussten, nachhaltigen Lebensstil. Häufig handelt es sich um Personen mit überdurchschnittlichem Einkommen. LOHAS-Konsumenten sind beispielsweise Natur- und Outdoor-Urlauber, Kunden von Bioläden. Ihre Motive ähneln denen der Slow-Food-Bewegung. Dazu gehört aber auch der makrobiotische Joghurt für eine bessere Verdauung, die Gesichtscreme, die nicht an Tieren getestet wurde, oder die Turnschuhe, die nicht in einem asiatischen Sweatshop von Kindern hergestellt wurden. Manchen Kritikern erscheint die Verknüpfung von hochwertigem Konsum mit Nachhaltigkeit zweifelhaft. Einige Vertreter der traditionellen Umweltbewegung sahen oder sehen im LOHAS-Lebensstil den Versuch, dem Konsumismus ein neues, zeitgeist-typisches Image zu geben. 

In Anlehnung an LOHAS wird der Lebensstil des Einfachen Lebens auch als LOVOS (Lifestyles of Voluntary Simplicity, Lebensstile der freiwilligen Einfachheit bzw. Downshift) bezeichnet. Die Motive überschneiden sich, wobei LOVOS-Vertreter einen bewussten Konsumverzicht anstreben. In den Vereinigten Staaten wird zudem der Begriff Scuppie (Socially conscious upwardly-mobile people, dt. sinngemäss sozial bewusste aufstrebende Menschen) verwendet.

MOBITOOL
Diesen Begriff habt Ihr vielleicht schon einmal im Zusammenhang mit dem neuen Klimaschutzbeitrag-Rechner von myclimate gehört: Die Plattform mobitool bietet neben zahlreichen Informationen und Verweisen eine Auswahl nützlicher Werkzeuge für den Mobilitätsmanagementprozess sowie zur Berechnung von Energieeffizienz und Umweltauswirkungen des Verkehrs. Dazu stellt mobitool z.B. Emissionsfaktoren für Verkehrsvorgänge zur Verfügung. Die mobitool-Faktoren werden auf Basis der ecoinvent-Ökobilanz-Datenbank ermittelt und aufbereitet.
mobitool ist ein gemeinschaftliches Engagement der Trägerschaft aus SBB, Swisscom, EnergieSchweiz, Bundesamt für Umwelt BAFU und öbu. Betrieb und Ausbau der Plattform wird über den Verein mobitool gesteuert. Das Ziel von mobitool ist die Sensibilisierung von Unternehmen und Verwaltungen auf den durch das Unternehmen beeinflussbaren Verkehr sowie die Vermittlung von hilfreichen Tools und Instrumenten zur Optimierung der Mobilität.

ÖKOSTROM
Das ist Strom, der zu 100% aus erneuerbaren Energien stammt, also aus: 

  • Sonne,
  • Wind,
  • Wasser (in der CH gibt es 60% Wasserkraftstrom),
  • oder Biomasse (heterogene Energiequelle mit unterschiedlichen Technologien: Verbrennung, Vergärung, Vergasung).

RFI Faktor
Mit dem Radiative Forcing Index (RFI-Faktor) wird der erhöhte Treibhauseffekt von Flugzeugemissionen (insbesondere von CO2, H2O (gasförmig) und Stickoxiden) in grossen Flughöhen beschrieben.


Und, etwas aufgefallen? Ja, genau, es waren nun total 11 Begriffe! 😉 
 

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